Mit
dem Dampfzug auf Norddeutschlands höchsten Gipfel
Die
Brockenbahn
![]() 99
7234 und Mallet 99 5901 in Wernigerode
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Um auf den
sagenumwobenen Brocken zu gelangen,
erschließen sich dem Touristen mehrere
Möglichkeiten. Zum
einen ist der nach Heinrich Heine "deutscheste aller deutschen Berge"
ein Paradies für
Wanderer, die in einem mehrstündigen Aufstieg ihr Ziel
erreichen.
Eisenbahnfreunde können dagegen mit der 1899
eröffneten schmalspurigen Brockenbahn einen wesentlich
bequemeren
Weg wählen. Die meterspurige Strecke, die seit 1993 von den
Harzer
Schmalspurbahnen betrieben wird, ist 19 Kilometer lang und
führt von Drei Annen Hohne über Schierke durch den
Nationalpark Harz zum 1141 Meter hohen Gipfel. Hinter dem Bahnhof Drei
Annen Hohne zweigt die Brocken- von der Harzquerbahn
in westlicher Richtung ab und erreicht nach fünf Kilometern
den 687 Meter
hoch gelegenen Bahnhof Schierke. Weiter geht es mit rund 30 km/h durch
das
Tal
der Kalten Bode und schließlich zum Brocken. Die
Strecke
windet sich dabei in einer Spirale eineinhalb mal um den Brockengipfel
und endet schließlich nach 19 Kilometern und einer Fahrtzeit
von
gut 60 Minuten im Brockenbahnhof. Dieser ist mit einer Höhne
von
1125 Metern über N.N. Deutschlands höchstgelegenster
Bahnhof und wird im Regelverkehr ausschließlich von
dampfbespannten Zügen angefahren. Nach einem kurzen
Fußweg erreicht der Reisende dann schließlich den
Brockengipfel. Während des Sommerfahrplans
erreichen elf Zugpaare täglich den Bahnhof, wovon deren sechs
von und nach Wernigerode und ein Zugpaar nach Nordhausen-Nord
durchgebunden
sind. Die übrigen beginnen und enden in Drei Annen Hohne.
Im Winter fahren täglich sechs Zugpaare zum Brocken,
deren Einsatz allerdings stets wetterabhängig ist.
Erste Pläne für eine Eisenbahn zum Brocken gab es bereits 1869, deren Ausführung jedoch zunächst nicht weiter verfolgt wurde. Erst 1895 wurde mit dem Bau begonnen und der Abschnitt zwischen Drei Annen Hohne und Schierke konnte am
20. Juni 1899
eröffnet werden. Am 4.
Oktober 1899 erreichte der erste Zug den Brocken. Mit der
Fertigstellung der Brockenbahn
gelangten nun immer mehr Touristen auf den Berg und machten ihn bereits
zur damaligen Zeit zu einem sehr beliebten Reiseziel. Der
Journalist und Schriftsteller Hermann Löns bereiste 1907 den
Harz
und stellte dazu fest: „Seitdem
die Bahn geht, kann jeder Asphalttrottel zum Brocken, und die
seltsamsten Völker bekommt man zu Gesicht, sogar einen Mann in
Gehrock und Zylinder, der eine so blaue Halsbinde umhat, daß
einem die Augen überlaufen. Gelbe Schuhe hat er auch an und
eine Bonbonhose von zärtlich hellgrauer Farbe. Er ist
selbstverständlich aus Berlin und findet während der
Fahrt alles ganz nett. Selbstverständlich ist ferner eine
Schule im Zug, eine Jungenschule; die Bengel brüllen nach der
Schwierigkeit. Daß ein Gesangsverein nicht fehlt, und
daß er während der Fahrt andauernd in vierstimmiger
Weise seinen Gefühlen Ausdruck verleiht, versteht sich von
selbst. . .“ Dann auf dem Brocken:“. . . Schirme
verwandeln sich in Tulpen, Blumenhüte werden zu Wasserleichen,
Männer fluchen, Kinder wimmern, der Blauschlipsmann hetzt
hinter seinem Zylinder her, der den Weg nach Ilsenburg
einschlägt. . . Man trinkt Bier, man trinkt Wein, man trinkt
Sekt, man schreibt Ansichtskarten, man läuft hinaus, man
reißt Brockenanemonen haufenweise ab, man ist
glücklich.“
Im Zweiten Weltkrieg erklärten die Nationalsozialisten den Harz zur Festung, wodurch auch die Brockenbahn infolge alliierter Bombenangriffe erheblich beschädigt wurde. Nach der Reparatur der Kriegsschäden wurde die Strecke 1948 zunächst in Volkseigentum überführt und schließlich nach Gründung der DDR
von der Deutschen
Reichsbahn (DR) übernommen. Nach dem Bau der Berliner Mauer
und der
Schließung der
Grenzen am 13. August 1961
wurde der Personenverkehr auf der Brockenbahn einen Tag später
eingestellt und der Brocken selbst zum militärischen
Sperrgebiet erklärt. Bis 1987 verkehrten nur noch
Güterzüge und brachten Kohle und
Baumaterial
für die dort stationierten Grenztruppen der DDR
und Soldaten der Roten Armee. Dem Personenverkehr
blieb nur der Abschnitt von Drei Annen Hohne bis Schierke erhalten,
welcher
jedoch auf maximal zwei Zugpaare täglich beschränkt
und nur wenig frequentiert war. Die Strecke lag im Grenzgebiet
zur Bundesrepublik Deutschland, und für den Aufenthalt
war ein spezieller Passierschein erforderlich. Erst im Zuge der
deutschen Wiedervereinigung wurde die Strecke instand gesetzt, und am
15. September 1991 fuhr nach über
dreißig Jahren erstmals wieder ein Personenzug zum Brocken.
Gezogen wurde
dieser von der Mallet-Lokomotive 99 5903, der
ehemaligen NWE
Nr. 13 aus dem Jahre 1897. Weiter beschaffte man für die
Zugbespannungen die Loks 99 7244 der Deutschen Reichsbahn, sowie 99
6001 von
Krupp aus dem Jahre 1939 und 99 5902. Die beiden
letztgenannten
Lokomotiven sind bis heute bei den Harzer Schmalspurbahnen im
Einsatz.
Der Wagenpark der HSB besteht zum Teil aus modernisierten Wagen der DR und Neubauwagen. In jedem Zug ist in der Regel ein Gepäckwagen mit Zugbegleiterabteil und in manchen Zügen
auf den
Relationen Wernigerode - Brocken und Nordhausen-Nord - Brocken zudem
ein Speisewagen eingereiht. In den Anfangsjahren waren die Wagen
zunächst grün lackiert, erst ab 1974 wurde die bis
heute
übliche Farbgebung rot-elfenbein eingeführt.
Bis etwa
1910 erfolgte die Beleuchtung mit Kerzen und Petroleum, später
mit
Karbitlampen. Ab 1922 stellte man auf elektrische Zugbeleuchtung
um. Im Zuge der Bahnreform übernahmen am 1. Februar
1993 die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) als erstes nicht
bundeseigenes
Eisenbahnunternehmen neben der Brocken- auch die Harzquer- und die
Selketalbahn. Gesellschafter sind die Landkreise Harz (ehem.
Wernigerode) und Nordhausen, sowie die Städte Braunlage,
Quedlinburg und die Gemeinde Tanne. Der Firmenname HSB steht
dabei sowohl als Abkürzung für Harzer SchmalspurBahnen, als auch
für die Anfangsbuchstaben der betriebenen
Strecken Harzquerbahn,
Selketalbahn
und Brockenbahn.
Die HSB
unterhält heute das längste
zusammenhängend
betriebene Schmalspurnetz Deutschlands mit einer Länge von 140
Kilometern.
Erste Pläne für eine Eisenbahn zum Brocken gab es bereits 1869, deren Ausführung jedoch zunächst nicht weiter verfolgt wurde. Erst 1895 wurde mit dem Bau begonnen und der Abschnitt zwischen Drei Annen Hohne und Schierke konnte am
![]() Harzquer-
und Brockenbahn um 1900. An dieser Stelle ereigneten sich 1927 und 1994
die einzigen beiden schweren Unfälle der Bahn
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Im Zweiten Weltkrieg erklärten die Nationalsozialisten den Harz zur Festung, wodurch auch die Brockenbahn infolge alliierter Bombenangriffe erheblich beschädigt wurde. Nach der Reparatur der Kriegsschäden wurde die Strecke 1948 zunächst in Volkseigentum überführt und schließlich nach Gründung der DDR
![]() 99
7237 mit Zug aus Drei Annen Hohne im Brockenbahnhof
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Da steigt
ein Dampf, dort ziehen Schwaden, Hier leuchtet Glut aus Dunst und Flor
Dann schleicht sie wie ein zarter Faden Dann bricht sie wie ein Quell
hervor. Hier schlingt sie eine ganze Strecke Mit hundert Adern sich
durchs Tal, Und hier in der gedrängten Ecke Vereinzelt sie
sich auf einmal.
J.W. von Goethe - Walpurgisnacht
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Der Wagenpark der HSB besteht zum Teil aus modernisierten Wagen der DR und Neubauwagen. In jedem Zug ist in der Regel ein Gepäckwagen mit Zugbegleiterabteil und in manchen Zügen
![]() Wie
auf einer Modelleisenbahn: Talwärts
fahrender Zug vom Brockengipfel gesehen
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- Weitere Informationen zu Fahrplänen, Sonderfahrten, Fahrzeugbeständen und allem rund um den Betrieb gibt es auf den Internetseiten der HSB unter www.hsb-wr.de.
- Videos von der Fahrzeugeinsatzstelle in Wernigerode sowie einer Fahrt zum Brocken finden Sie im Videokanal