In den 50er Jahren
durfte auch während
einer Bahnfahrt noch kräftig dem blauen Dunst gefrönt
werden. [1]
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Für die einen ein Graus, für die anderen
ein Segen: 2007 Jahren trat ein generelles Rauchverbot in den
Zügen und Bahnhöfen der Deutschen Bahn in Kraft.
Lediglich auf besonders markierten Bahnsteigbereichen ist seither das
Rauchen noch erlaubt. So stieg mit einem Mal die Buchung von Bahnreisen
mit einem Zwischenhalt im Bahnhof Hamm/Westfalen erheblich an. Viele
Reisende nahmen offenbar sogar einen kleinen Umweg in Kauf, wenn sie
dafür während der Zugteilung die Gelegenheit bekamen,
für wenige Minuten dem Zug zu entfliehen und auf dem Bahnsteig
dem blauen Dunst zu frönen. Auch andernorts geben bis heute
freundliche Zugbegleiter den Rauchern einen Hinweis, wenn sich der Halt
an einem Bahnhof verlängert und sich so Zeit für eine
Raucherpause bietet. Dann bilden sich blitzschnell kleine, verschworene
Gemeinschaften auf den Bahnsteigen, die Wind, Wetter und allen
Gesundheitsaposteln trotzen. Raucherehen sollen hier schon gestiftet
und andere Beziehungen ihr Ende gefunden haben, weil der rauchende Teil
der Partnerschaft sich nicht rechtzeitig von dem geliebten
Glimmstängel losreißen konnte. Dass sich
in den Anfangstagen des Rauchverbots mit einem Mal
ungewöhnlich viele Fahrgäste vor den Zugtoiletten
drängelten, blieb indes Episode. Unzweideutige Durchsagen in
den Zügen machten rasch deutlich, dass die DB dieses
Hintertürchen nicht tolerieren würde und man bei
Zuwiderhandlungen aus dem Zug gewiesen würde.

Heute dagegen ist
das Rauchen nur noch in ausgewiesenen Bereichen erlaubt. [2]
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Unklar ist, wie hoch die Zahl der Reisenden ist, die der Bahn nach
Einführung des Rauchverbots für immer den
Rücken kehrten, um sich lieber im verrauchten Pkw durch die
Staus auf den Autobahnen zu quälen. Wer als Raucher weiterhin
mit der Bahn reiste, sorgte unfreiwillig immerhin dafür, dass
in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland geschätzte 30
Milliarden Glimmstängel weniger geraucht wurden. Die Bahn
hatte die Einführung des Rauchverbots übrigens quasi
generalstabsmäßig vorbereitet– mit einem
Pilotprojekt im Jahr 2001 am Bonner Hauptbahnhof „An allen
Zugängen zum Bahnhof, in den Personentunnels und auf den
Bahnsteigen werden Schilder (Längsformat und 60x60) mit
Piktogramm (durchgestrichene Zigarette) und folgendem, dreisprachigen
Text aufgestellt: In diesem Bahnhof ist das Rauchen nicht gestattet.
Raucherbereiche befinden sich auf allen Bahnsteigen und im
Coffeehouse“, hieß es seinerzeit
unmissverständlich in einer internen Anweisung.
Sänk ju for not smoking!“ Um den Rauchern
„die Möglichkeit zu geben, ihre Zigarette zu
entsorgen“, wurden an allen Zugängen zum Bahnhof
neben die besagten Schilder sogar Aschenbecher aufgestellt. Schon acht
Jahre nach diesem Pilotprojekt wurden dann alle Bahnhöfe
rauchfrei, auch ohne Aschenbecher. Weil immer weniger Kippen ins
Gleisbett geschnippt wurden, geriet ein Vorzeigemodell der Bahnflotte
immer mehr aufs Abstellgleis: Der Schienenstaubsauger, ein Unikum in
der Entwicklungsgeschichte deutscher Ingenieurskunst, verschwand mehr
und mehr aus dem Bild der Öffentlichkeit. Für alle
Bahnfreunde, die immer noch wehmütig dem Rauch vergangener
Tage nachhängen, gab es zum 10. Jahrestag der Rauchfreien Bahn
einen Grund zur Freude: Am 2. und 3. September 2017 fanden
die
Dampfloktage Meiningen statt. Dabei durften zumindest die Relikte
vergangener Eisenbahnepochen kräftig Dampf ablassen und die
Schornsteine rauchen lassen. Immerhin!

Bildnachweis:
[1] Deutsche Bahn AG / Ernst Below / DB Museum
[2] DB/AG