Vom mechanischen zum elektronischen
Stellwerk
Stellwerke im Wandel der Zeit

Stellerksgebäude
wie hier in Hirschaid prägen als Zweckbauten die Umgebung von
Bahnanlagen. Foto: DB AG
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In der
Frühzeit der Eisenbahn wurden die Signale und Weichen
zunächst örtlich gestellt. Mit zunehmender Dichte des
Streckennetzes und des Zugverkehrs wurde es jedoch schon bald
notwendig, die Bedieneinrichtungen für Weichen und Signale in
Zentralapparaten, wie die Stelleinrichtungen vor 100 Jahren genannt
wurden, zusammenzufassen. Aus den Zentralapparaten wurden dann
Stellwerke. In Abhängigkeit von der technischen Entwicklung
sind im Laufe der Zeit verschiedene Stellwerksbauformen entstanden.
Bereits 1856 erfindet der Engländer Saxby eine mechanische
Abhängigkeit zwischen Weichen und Signalen. Damit wird
verhindert, dass ein Signal bei falscher Weichenlage auf Fahrt gestellt
werden kann.
Ab 1860 bauten die Engländer Saxby und Farmer die ersten
mechanischen Stellwerke dieser Bauart, die auch in Deutschland
hergestellt wurden. An diesem ersten mechanischen Stellwerk wurden in
den Folgejahren zahlreiche Um- und Neukonstruktionen vorgenommen, bis
die Entwicklung schließlich 1911 im mechanischen
Einheitsstellwerk ihren Abschluss fand.

Mechanisches
Stellwerk an der Zittauer Schmalspur- bahn. Solche Hebelbänke
waren lange Zeit Stand der Technik. Foto : Bundesarchiv
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Der 1. Weltkrieg verzögerte jedoch die offizielle
Einführung der Einheitsbauform bis 1928. Die Umstellung der
Weichen und Signale erfolgt beim mechanischen Stellwerk durch einen
Doppeldrahtzug. Die maximale Stellentfernung beträgt bei
Weichen 400 Meter in Ausnahmefällen sogar bis 800 Meter und
bei Signalen 1800 Meter. Um die Menschen von der zum Teil schweren
körperlichen Arbeit beim Stellen der Weichen und Signale zu
entlasten und um die Bedienvorgänge zu beschleunigen, wurden
elektromechanische Stellwerke entwickelt. Das Einreihenstellwerk in der
Bauform von 1912 bewährte sich in der Praxis am besten. Es
wurde daher im Jahre 1943 mit einigen geringfügigen
Verbesserungen unter der Bauform E 43 zum Einheitsstellwerk
erklärt. Weichen und Signale werden im elektromechanischen
Stellwerk durch 136 Volt Gleichstrom aus einer ständig vom
Netz gepufferten Batterie gestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg setzten
sich dann immer mehr Gleisbildstellwerke als vollelektrische
Relaisstellwerke durch. Vorläufer dieser Stellwerksgeneration
waren so genannte Fahrschautafeln, Tischhebelwerke und das
Patronenstellwerk.
In den 20er Jahren wurde damit begonnen, Stellbereiche über
die elektromechanischen Hebelwerke wirklichkeitsnah wiederzugeben.
Später wurden Bedienungselemente integriert. Daraus
entwickelte sich das Tischhebelwerk. Die Einweisungszeiten der Bediener
konnten bei dieser Stellwerksform verkürzt werden, da die Lage
der Fahrwegelemente aus dem Gleisbild hervorging. 1937 wurde das erste
Patronenstellwerk mit auswechselbaren Bauteilen dem Betrieb
übergeben. 1944 entstand das

Moderne
elektronische Stellwerke wie hier in Seelze werden komplett am Computer
bedient. Foto: DB AG
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erste Gleisbildstellwerk in Birkenwerder bei Berlin als
Versuchsausführung. Am 12.10.1948 wurde nach einer Montagezeit
von nur 8 Wochen in Düsseldorf-Derendorf das erste
Drucktasten-Stellwerk der Bauform VES in Betrieb genommen. Bis heute
ist das Signalrelais noch das vorherrschende Bauelement in der
Stellwerkstechnik. Dass man moderne elektronische Bauteile in der
Stellwerkstechnik zunächst nicht einsetzen konnte, lag an den
Schwierigkeiten beim Nachweis der signaltechnischen Sicherheit
komplexer elektronischer Schaltungen und an den in der Vergangenheit
höheren Kosten elektronischer
Lösungsvorschläge. Die anfänglichen Probleme
mit elektronischen Bauelementen in der Stellwerkstechnik sind
inzwischen längst behoben. Heute spielen moderne Elektronische
Stellwerke für die Deutsche Bahn AG eine wachsende Rolle. Das
erste Elektronische Stellwerk wurde am 1.4.1988 in Murnau in Betrieb
genommen.
In NRW wurden 1989 die ersten Prototypen eines Elektronischen
Stellwerks in Overath und Detmold dem Betrieb übergeben.
Anstelle von Bedienungshebeln und –knöpfen sind
jetzt der Bedienstift, die Maus oder die Rollkugel das
Arbeitsgerät des Fahrdienstleiters. Mit Hilfe dieser
Arbeitsgeräte kann er sein Stellwerk einfach, schnell und
sicher steuern. Zwecks genauer Kontrolle erscheinen alle über
die Tastatur eingegebenen Zeichen auf einem
Kommunikationsanzeigemonitor. Über
Bereichsübersichtsmonitore erhält der
Fahrdienstleiter Informationen über den aktuellen
Betriebszustand. Für sicherheitsrelevante Bedienhandlungen,
für die er weitere Detailinformationen benötigt,
steht ihm ein Lupenbildmonitor zur Verfügung.